HLZ-Redaktion: Hallo Markus, Stefan und Martin! Steigen wir gleich ins Thema ein. Die Nachwuchsförderung im HLZ wird durch das neue Leitungsteam erneut umstrukturiert. Was sind die Gründe für eine erneute Änderung, kommt dadurch nicht erneut Unruhe auf? Einige Stimmen behaupten, im HLZ herrscht keine Kontinuität.
Markus Felix: Mit dem Zusammenschluss und der Gründung des Handball-Leistungszentrums im Jahr 2020 haben die beiden Stammvereine TSG Friesenheim und TV Hochdorf ein Projekt gestartet, welches mit klaren Zielsetzungen verbunden ist. Die Namensgebung der Spielgemeinschaft wurde dabei intern kontrovers diskutiert und extern durchaus kritisch betrachtet. Dabei war es den Gründern jederzeit klar, dass man kein Leistungszentrum durch Gründung schaffen kann, sondern sich dieses über jahrelange Weiterentwicklung erarbeiten werden müsste. Dabei sind im Nachwuchskonzept des HLZ mehrere Ziele formuliert, unter anderem „die Orientierung an den Vorgaben des Jugendzertifikates der HBL.“ Wir arbeiteten in den ersten Jahren noch daran, die Bedingungen vollumfänglich zu erreichen und die eigene Arbeit eines Tages durch die Auszeichnung zu belohnen. Die Reform des Jugendzertifikates, welche ab der Saison 2024/2025 gilt, hat uns jedoch dazu veranlasst, vorerst Abstand davon zu nehmen und einen für uns angemessenen und umsetzbaren Weg einzuschlagen.
HLZ-Redaktion: Könnt ihr das etwas genauer ausführen? Was hindert euch im HLZ an der Auszeichnung mit dem Jugendzertifikat?
Stefan Deffert: Bedingungen wie die Schaffung von zwei Vollzeitstellen für einen Nachwuchskoordinator und einen Jugendtrainer
, mit einem jährlichen Mindestbruttolohn von jeweils 40.000 €, sind für uns derzeit und in absehbarer Zukunft nicht umsetzbar und auch nicht erstrebenswert.
Martin Fabian ergänzt: Auch das sogenannte „Frühtraining“ mit jetzt mindestens 10 Spielern ist durch unser breites Einzugsgebiet nicht umsetzbar. Wir kooperieren zwar mit zwei Schulen an denen ein Training am Vormittag grundsätzlich möglich wäre, unsere Spieler besuchen jedoch viele unterschiedliche Schulen und die Familien sind oftmals auch nicht bereit einen Schulwechsel für den Handball zu vollziehen. Das respektieren wir und versuchen daher andere Lösungsansätze, um dennoch eine hochwertige Ausbildung unserer Nachwuchsspieler zu gewährleisten.
HLZ-Redaktion: Was hat das alles nun mit dem neuen Leitungsteam zu tun?
Markus Felix: Dass das Jugendzertifikat für uns erstmal nicht zur Debatte steht, hat uns darüber nachdenken lassen, ob die Loslösung davon auch Chancen mit sich bringt. Wir haben uns also dazu entschieden, die klare Ausrichtung auf den Nachwuchsleistungssport und der Zielsetzung mit unserer Jugendausbildung zum Erhalt des Bundesligastandortes Ludwigshafen beizutragen, nicht an das Jugendzertifikat zu koppeln. Damit ist nicht gemeint, dass wir die Bedingungen des Jugendzertifikates aus den Augen verlieren, jedoch wie bereits im Nachwuchskonzept hinterlegt lediglich zur Orientierung unserer zukünftigen Arbeit. Die Chance die wir darin erkannt haben, liegt unter anderem darin, dass wir in einem ersten Schritt die zahlreichen Aufgaben, welche in den vergangenen Jahren in der Handballwelt durch die Position des Nachwuchs- oder Jugendkoordinators allein gestemmt werden sollten, zukünftig auf mehrere Schultern verteilen und vom „Alleinunterhalter“ an der Spitze der Nachwuchsförderung Abstand nehmen. Eine für den Handball hoffentlich nicht zu schockierende Nachricht, im HLZ Friesenheim-Hochdorf gibt es zukünftig keinen Nachwuchs- oder Jugendkoordinator mehr.
Stefan Deffert: Wir haben uns dazu entschieden, die Führung aber vor allem die Entwicklung unseres noch jungen Projektes im Bereich der Nachwuchsförderung in die Hände eines vierköpfigen Leitungsteams zu legen. Die Nachwuchsförderung umfasst dabei die Mannschaften, Spieler und Trainer von der E-Jugend bis zu den Männer 3. Besonders freut uns dabei, dass wir alle vier Positionen aus den eigenen Reihen besetzen konnten.
HLZ-Redaktion: Wer werden denn die Personen sein, denen ihr das für die nächsten Jahre anvertraut? Könnt ihr dabei auch die neue Aufgabenverteilung kurz darstellen?
Martin Fabian: Wie in den letzten Tagen bereits veröffentlicht, werden Malte Metz als Sportlicher Leiter Nachwuchsförderung und Anna Isselhard als Leiterin Kinderhandball Bestandteil des Leitungsquartetts sein. Die Aufgabe der beiden wird dabei im Wesentlichen sein, die sportlichen Konzepte im HLZ weiterzuentwickeln und für deren Umsetzung zu sorgen und durch geschicktes Personalmanagement Kontinuität und stetige Weiterentwicklung im Bereich der Nachwuchstrainer zu schaffen. Stefan ich denke die nächste Position kannst du am besten zusammenfassen.
Stefan Deffert: Nik Dreyer, seit nun 10 Jahren insbesondere als Antreiber, Gestalter und Visionär der erfolgreichen Nachwuchsarbeit beim TV Hochdorf mitverantwortlich, wird die wichtige Funktion des Leiters Organisation und Scouting Nachwuchsförderung übernehmen. Mit den hohen Anforderungen die sich u.a. aus der großen Anzahl an Mannschaften ergeben, soll er für einen reibungslosen Spielbetrieb sorgen und die organisatorischen und spieltagsbezogenen Prozesse im HLZ stetig verbessern. Eine Aufgabe bei der es große Herausforderungen zu bewältigen gilt. Durch die häufigen Mehrfachbelastungen unserer Spieler, welche durch unser durchlässiges Förderprinzip ab der C-Jugend und die vielen Abstellungen zu Auswahlen, auf die wir stolz sind, entstehen, ist es aus unserer Sicht notwendig, diese Aufgabe in die erfahrenen Hände eines Mannes wie Nik zu legen. Weiterhin soll Nik das Scouting im HLZ auf eine Basis stellen, in der wir nach klaren Vorgaben Spieler nach ihren Fertigkeiten und Fähigkeiten beobachten, um uns im Bedarfsfall in den Leistungsmannschaften der B- und A-Jugend punktuell verstärken zu können. Ziel bleibt es im HLZ so viele Spieler wie möglich für die B- und A-Jugendbundesliga und die darauffolgende Anschlussförderung selbst auszubilden. In Zukunft wollen wir hier noch offener mit allen Vereinen in der Pfalz über Fördermöglichkeiten für Spieler und Trainer und eine gemeinsame Stärkung des Pfälzer Handballs in den Austausch kommen. Wir freuen uns sehr, dass auch Nik für weitere drei Jahre bei uns verlängert hat. Neben seiner Leitungsaufgabe, wird er auch zukünftig unsere U15 trainieren und die Jungs beim Einstieg in den Leistungshandball begleiten. Markus, vielleicht sagst du jetzt noch was zur letzten Personalentscheidung, ich denke ich habe jetzt erstmal ausreichend erzählt.
Markus Felix: Ja gerne Stefan! Mehrfach haben wir nun angesprochen, dass wir bewusst einen etwas anderen Weg gehen wollen. Dazu passt unsere Entscheidung, dass wir Manuel Kuner die Leitung der Nachwuchsförderung übertragen. Manu wie wir ihn eigentlich alle nur nennen, wirkt seit sechs Jahren beim TV Hochdorf mit und ist seit Gründung des HLZ an allen wichtigen Entwicklungsschritten maßgeblich beteiligt. In dieser Zeit hat er sich durch sein Masterstudium in Prävention & Gesundheitsmanagement, mit dem Schwerpunkt Sport- & Bewegungstherapie, ständige Weiterbildungen und im letzten Jahr mit dem Erwerb der DOSB-Athletiktrainerlizenz zu einem Experten auf dem Gebiet des Athletiktrainings entwickelt. Dass wir ihm die Gesamtverantwortung für unsere Nachwuchsförderung übertragen scheint auf den ersten Blick ungewöhnlich, da er sich sportlich in erster Linie um das Thema Athletik kümmert. Doch genau das war neben Manu’s vielseitigen Fähigkeiten eine der Überlegungen, warum er mit Anna, Malte und Nik an seiner Seite die Leitung unserer Nachwuchsarbeit übernehmen soll. Neben der guten technischen und taktischen Ausbildung kommt es im modernen Handball immer mehr auf die frühzeitige athletische Ausbildung der Spieler an. Die Skandinavier aber auch die Franzosen machen es uns doch seit Jahren vor. Warum nicht über den Tellerrand schauen und von den Besten lernen? Daneben soll er vor allem die Trainingssteuerung der Mannschaften auf ein neues Level heben. Der Grundgedanke dabei ist, dass alles was wir sportlich von unseren Jungs verlangen, mit der Trainingssteuerung beginnt und mit der Belastungssteuerung endet. Wer könnte diese Themen besser im Auge behalten als ein Athletiktrainer war die Frage, die wir uns dabei gestellt haben. Wir sind uns sicher, dass Manu das, gemeinsam mit dem Leitungs- und Trainerteam in unserem Sinne umsetzen und dabei stetig weiterentwickeln wird. Wie gesagt, ein anderer Ansatz als bisher bekannt. Auch Manu konnten wir davon überzeugen, weitere drei Jahre bei uns zu bleiben. Somit schaffen wir Kontinuität in wichtigen Personalentscheidungen und freuen uns auf die neue Power die uns das Team in den nächsten Jahren präsentieren wird.
Stefan Deffert ergänzend: Das Ganze soll vor allem jedem Einzelnen der Vier die Möglichkeit geben sich mit seinen Stärken einzubringen und für das HLZ aber vor allem die Spieler und Trainer einen Rahmen zu schaffen, damit wir in den nächsten Jahren unseren Zielen Schritt für Schritt näherkommen.
HLZ-Redaktion: Vielen Dank euch Dreien für das interessante Interview – dann blicken wir alle gemeinsam nach vorn und lassen uns von allem Begeistern, was uns in Zukunft erwartet.