Handball ist ein Sport für verschiedene Geschmäcker und Betrachtungsweisen. Die einen erfreuen sich an schnellem Angriffsspiel mit vielen Torabschlüssen und spektakulären Szenen. Manch anderem hingegen gefällt leidenschaftliche Abwehrarbeit mit vollem Einsatzwillen, lange Verteidigungssequenzen, welche im Zeitspiel und letztlich mit einem geblockten Ball oder einer Torhüterparade enden. Und manchmal kommt es vor, dass man im Verlaufe eines Spieles beides geboten bekommt. Im Falle unseres Heimsieges am Samstag gegen den TV Gelnhausen (23:22) sogar fein säuberlich in zwei komplett unterschiedliche Halbzeiten getrennt. Zusätzlich gewürzt mit Brisanz im Abstiegskampf, einem ausgeglichenen Spiel über 60 Minuten und Hochspannung bis in die Schlusssekunden, entwickelte sich ein wahres Drama in zwei Akten.
Das HLZ ging nach wie vor ohne Niklas Schwenzer, Nikola Sorda, Matthias Meyer, Timo Heuft und Jan-Philipp Winkler in die Partie, konnte sich aber über die Rückkehr der beiden Torhüter Roko Peribonio und Mika Schwenken sowie dem Halblinken David Szilagyi freuen. Auch Mihailo Ilic und Kaspar Manfeldt-Hansen, die zuletzt in Ferndorf fehlten, da sie zeitgleich bei den Eulen Ludwigshafen aktiv waren, fanden sich im Kader von Cheftrainer Gabriel Schmiedt wieder. Auf Seiten des TV Gelnhausen fehlten die Langzeitverletzten Jannik Geisler und Fynn Hilb, die restliche Mannschaft meldete sich unter der Woche nach überstandener Krankheitswelle einsatzbereit.
Vorhang auf also zum ersten Akt
, der die Herzen der Freunde des Offensiv-Handballs höherschlagen lassen sollte und mit drei Toren von Mihailo Ilic zum 3:1 nach vier Minuten eröffnet wurde. Bereits in den ersten Minuten waren die unterschiedlichen Herangehensweisen beider Teams erkennbar. Während das HLZ seine Angriffe geduldig aufbaute, versuchten die Gäste über die schnelle Mitte zum Erfolg zu kommen und nahmen bei hohem Tempo technische Fehler in Kauf. Den zwischenzeitlichen Ausgleich der Gäste zum 3:3 konnten Patrick Friedmann und zweimal Simon Schwarz zur erneuten Zwei-Tore-Führung umwandeln (6:4, 8.Min.), die aber prompt durch zwei Tore von Silas Altwein wieder ausgeglichen wurde. Nach 11 Minuten hatten die knapp 100 Zuschauer bereits 14 Tore beim Stand von 7:7 gesehen. Es folgten sechs Minuten mit nur einem erfolgreichen Abschluss, in denen sich unser Keeper Philipp Wenning auszeichnen konnte. Danach zog das Tempo wieder an und Lasse Georgi konnte seine Farben erstmals in Führung bringen (8:9, 19. Minute). Zweimal Kaspar Manfeldt Hansen und Luis Maier sorgten bis zur ersten Auszeit des HLZ wieder für die Führung der Gastgeber (11:10, 22.). Der postwendende Ausgleich durch Torben Fehl sollte dann für die nächsten sieben Minuten der letzte Treffer der Gäste aus dem Positionsangriff sein. Unsere Abwehr stand jetzt gut und musste lediglich einen Siebenmeter und einen Wurf auf das leere Tor in Unterzahl hinnehmen. Vorne netzte Mihailo Ilic per Schlagwurf bereits zum sechsten Mal zum 15:13 ein, ehe David Szilagyi mit der Schlusssirene den 16:14-Halbzeitstand herstellte.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit feierte Roko Peribonio sein langersehntes Comeback zwischen den Pfosten und konnte direkt den ersten Wurf auf sein Gehäuse parieren. Seinen Pass verwertete Simon Schwarz zur ersten 3-Tore-Führung der Partie. Bis zum 19:16 durch Luis Maier in der 37. Minute konnten sich die Offensivreihen beider Teams noch gut in Szene setzen. Für das HLZ war es aber für die nächsten 11 Minuten der letzte erfolgreiche Abschluss und der weitere Spielverlauf stand jetzt mehr und mehr im Zeichen der Defensive samt Torhütern. Folgerichtig erzielte Torben Fehl in der 43. Minute den Ausgleich zum 19:19. Gelnhausen verteidigte jetzt deutlich aggressiver, trat immer wieder gegen Mihailo Ilic heraus und zwang unsere Jungs damit ins Zeitspiel. Eine Führung der Gäste verhinderte Roko Peribonio im Tor des HLZ. In der 47. Minute legte Gabriel Schmiedt die grüne Karte, um die Angriffsbemühungen seiner Jungs neu zu justieren. Mit Erfolg, denn Levin Bohn beendete die Torflaute mit einem Durchbruch und traf zum 20:19. Das Momentum schien nun wieder auf Seiten des HLZ zu kippen, denn Roko Peribonio konnte einen Siebenmeter von Jonathan Malolepszy parieren und Luis Maier erzielte zunächst neun Minuten vor Schluss das 21:19 mit einem Hammer aus dem Rückraum, um in der 54. Minute das 22:19 folgen zu lassen. Eine noch höhere Führung des HLZ verhinderte Gäste-Keeper Alexander Bechert, der unter anderem einen Siebenmeter und einen freien Wurf vom Kreis wegnahm. Stattdessen wurden die Barbarossastädter ihrem Ruf gerecht und kämpften sich ins Spiel zurück. 92 Sekunden vor Ende der Partie erzielte Silas Altwein mit einer schönen Bewegung gegen die Hand auf Halbrechts den Ausgleich zum 22:22. Auszeit HLZ 66 Sekunden vor dem Abpfiff. Und unsere Jungs gingen erneut in Führung. Der unermüdliche Antreiber Marcel Reis tankte sich auf Halbrechts durch und hämmerte den Ball zum 23:22 ins Netz. Doch Gelnhausen hatte noch den letzten Angriff und 30 Sekunden Zeit. Der Pass an den Kreis fand aber nicht sein Ziel und unter dem Jubel der Zuschauer waren die zwei wichtigen Punkte eingefahren.
Gabriel Schmiedt: „Ein Sieg des Willens mit zwei komplett unterschiedlichen Halbzeiten. Im ersten Spielabschnitt habe ich zwei gute Angriffsreihen gesehen. In der zweiten Halbzeit waren die Abwehrreihen und die Torhüter spielbestimmend. Marcel hat das am Ende super gemacht und die Nerven behalten. Und den letzten Angriff haben wir im Kollektiv klasse verteidigt.“
Ein wichtiger Sieg im Kampf um den Klassenerhalt, zumal im Tabellenkeller weiterhin fleißig gepunktet wird. Das HLZ verteidigt Platz 11 und hat zwei Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz. Die nächste Aufgabe findet auswärts bei der HSG Hanau statt.
HLZ Friesenheim-Hochdorf
Philipp Wenning (Tor), Roko Peribonio (Tor), Mika Schwenken (Tor), Moritz Schulz (1/1), Lennard Fink, Mihailo Ilic (7), Luis Maier (5), Nick Haas (1), Marcel Reis (1), David Szilagyi (1), Patrick Friedmann (1), Gianluca Herbel, Kaspar Manfeldt Hansen (2), Simon Schwarz (3), Levin Bohn (1)
TV Gelnhausen
Julian Lahme (Tor), Alexander Bechert (Tor), Henrik Müller (3), Yannik Mocken (2), Michael Hemmer (1), Torben Fehl (3), Leon David, Max Bechert (2), Jonathan Malolepszy (4/2), Silas Altwein (5), Felix Reinhardt, Simon Belter, Lasse Georgi (2), Benjamin Wörner, Thimo Wagner
Schiedsrichter: Fabian Baumgart, Philipp Dinges
Zuschauer: 95
Siebenmeter: 1/3 zu 2/4
Zeitstrafen: 2 zu 1
Spielfilm: 3:1, 6:4, 8:9, 13:11, 16:14 (HZ), 17:14, 19:16, 19:19, 22:19, 22:22, 23:22 (Ende)
Text: Holger Friedmann
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